Juni 30, 2022

FUSSBALL IST GROSS

Heute wird in der Stadt des Europa-League-Siegers der DFB-Campus auf dem ehemaligen Rennbahnareal eröffnet – und ich stehe voller Vorfreude auf der Gästeliste. Das hat mich zu ein paar Gedanken über das Rennbahnareal, DFB – Campus und Park im Besonderen und Fußball (und Eintracht) im Allgemeinen veranlasst.

Fußball ist groß

Wenn es dazu noch eines Beweises bedurft hätte, der Lauf der Eintracht durch die Europa-League und die Welle der Sympathie und Begeisterung, von der das Team getragen wurde, hat ihn eindrucksvoll geliefert.

Spieler, Team, Verein, Fans und Stadt (mit einer Ausnahme) haben für den europäischen, den deutschen Profifußball mehr getan, als es die teuerste Kampagne des DFB erreichen könnte. Sie waren „Die Mannschaft“, nicht nur mit dem wunderbaren, unglaublichen, märchenhaften Sieg im Finale der Europa-League. Mit ihrer Leistungsbereitschaft, der bedingungslosen Begeisterung, mit Nähe und Authentizität haben sie „dem Fußball seine Seele wiedergegeben“, so wurde getitelt. „Sie haben neue Maßstäbe gesetzt“, oder wie Axel Hellmann sagte, „Grenzen verschoben“. Von „Romantik und Metaphysik“ war gar die Rede. Große Worte und noch größere Gefühle, die großen Taten gefolgt sind.

Ja, es geht auch um großes Geld, aber eben nicht nur.

Verein und große Teile der Stadt und der Region teilen Leidenschaft und Werte. Die Eintracht bringt Menschen zusammen. Auf dem Platz und überall. Vielfalt wird ganz selbstverständlich gelebt und geliebt.

Streit um das Rennbahnareal

Fußball ist groß. In der hitzigen, von einem Bürgerentscheid und zahlreichen Rechtsstreitigkeiten geprägten Debatte um den Bau des DFB Campus auf dem Rennbahnareal hatte ich versucht, das den Gegner*innen des Profifußballs in meiner Rede anschaulich zu machen. Heute wäre es natürlich eine Rede voll mit Bezügen zum Europa-League-Sieg der Eintracht geworden. 2016 habe ich unter anderem folgendes (mit unverhofft aktuellem Bezug!) gesagt:

„….   Der milliardenschwere DFB verdrängt Nischensportarten, heißt es. Okay,  Menschen, die mit Fußball nichts anfangen können oder Fußballhasser sind, haben es in Deutschland wirklich schwer. Gerade deswegen haben sie das Recht auf ihre eigene Meinung. Aber selbst wenn einem der Fußball, insbesondere der Profifußball, nicht gefällt, kann man doch in der Stadt der Vielfalt nicht ignorieren, welche Integrationswirkung dieser Teamsport hat. Ein Teamsport, in dem es wirklich keine Rolle spielt, aus welchem Zuhause man kommt und welche Hautfarbe man hat. Eine Sportart, die mehr als alle anderen auch mit einer sozialen Aufstiegshoffnung verbunden ist. Deswegen, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, stehen die Millionärsliga und der FC Mainfeld eben auch in einem inneren Zusammenhang. Als Götze zum FCB wechselte, haben die Grundschulbuben in Dortmund weinend den Namen aus dem Trikot geschnitten….“

Eine gute Entscheidung 

Mein Eintreten für ein Ende der Pferderennbahn und Nutzung des Areals für den DFB Campus und einen naturnahen Bürgerpark hat mir nicht nur in der Stadtverordnetenversammlung, sondern auch im Stadtteil und meiner Grünen Stadtteilgruppe richtig Ärger eingebracht. Auch als Vorsitzende des Akteneinsichtsausschusses zum Thema gab es Gegenwind. Kritik an der Entscheidung des Architektenwettbewerbs, an dem ich ebenfalls beteiligt war, die gab es auch.

An diesem Tag, an dem der DFB-Campus an den Start geht und die Eröffnung des „Rennbahnparks“ nach einer umfangreichen Bürger*innenbeteiligung unmittelbar bevorsteht, bin mehr denn je überzeugt, dass es eine sehr gute Entscheidung der Stadt war.

Sollte der Campus etwa in München oder Leipzig sein? Niemals!

Campus und Park – neue Attraktionen für Stadt und Bürger*innen 

An Stelle des traditionsreichen, aber ruinösen und aus der Zeit gefallenen Rennbetriebs bekommt die Stadt des Europa-League-Siegers einen beeindruckenden Hotspot für Fußballexpert*innen mit überzeugender Architektur, mit 2.0 Fußball-und Medizintechnik, Passivhausstandard und Photovoltaik auf Dachflächen. Denkmalgeschützte Bäume bleiben erhalten und Hybridrasen sorgt für nachhaltigeres Grün und reduziert die Verletzungsgefahr.

Die Bürger*innen erhalten zudem einen großartigen, naturnahen, öffentlichen Park. Einen Park, wie es ihn so noch nicht in Frankfurt gibt. Er greift die Topographie des Geländes und der Rennbahn auf, trägt Arten- und Landschaftsschutz Rechnung, beherbergt u.a. eine Kinderfarm und wird sicher ein Hotspot für Calisthenics-Fans.

Man kann aber auch einfach auf der Düne am Teich mit Blick auf die Skyline sitzen, Libellen und seltene Pflanzen bestaunen oder vom nächsten CL Sieg träumen. So haben doch die Grüngürtel erfahrenen Frankfurter*innen die Natur am liebsten. Egal, wie wild und grün es ist, man muss auch sehen, dass man in Frankfurt ist. Sehr gut an den ÖPNV angebunden, wird der Rennbahnpark nicht weniger Anziehungskraft entwickeln als der Hafenpark – auch ohne Grillmöglichkeit. 

Was auf dem Gelände als Fremdkörper und Mahnmal des unrühmlichen Finanzgebahrens des Rennvereins gegenüber der Stadt und deren verfehlter Subventionspolitik verbleibt, ist das chinesische Hotel.  Seit 2001(!) in Planung steht es nach diversen Eigentümerwechseln fertig gebaut leer. Die Pandemie mit dem Ausbleiben chinesischer Tourist*innen hat dem Projekt den letzten K.O. Schlag verpasst.

Jetzt wird aber erst einmal der Campus eröffnet.

Adresse: Kennedyallee 274. Feinsinnig gewählt durch das Amt, schließlich hat die DFB-Elf die 2. WM 1974 gewonnen.

Ich habe mich total gefreut auf der Gästeliste zu stehen. Es ist ein gutes Gefühl, wenn Engagement auch nach Ausscheiden aus dem Mandat nicht vergessen geht.

J

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