Dezember 21, 2022

Beten für Binding?

Erst verspricht der Ex – OB die Übernahme durch die Stadt, jetzt wird für BINDING gebetet. Sind wir nun vollends in einer postrationalen Gesellschaft angekommen oder ist es nur der OB-Wahlkampf, der diese Blüten treibt?

Es ist in jedem Fall beschämend hilflos.

Grüne Vertreterinnen aus Ortsbeirat, Römer und Landtag waren nach Bekanntwerden der Schließungsnachricht beim Betriebsrat von Binding, um ihre Solidarität zu bekunden. Ohne Presse. Das war gut und wichtig.

Aber Verstaatlichungsfantasien und Gebete?

Sie tragen jedenfalls nicht zur Lösung der existenziellen Probleme der Beschäftigten bei, im Gegenteil.

Worauf es jetzt ankommt

Verantwortungsbewusstsein sieht anders aus. Gewerkschaft und Politik sind gefragt das Bestmögliche für die Beschäftigten zu erreichen, das Gespräch mit dem Konzern zu suchen und gleichwertige Anschlussbeschäftigungen zu finden.

Absatzprobleme kann man nicht weg beten

Denn Fakt ist: es wird anders getrunken in diesem Land. Weniger Bier, andere Marken und Geschmacksrichtungen.

Die Coronajahre mit den Kneipenschließungen und Geisterspielen haben den Absatz weiter sinken lassen.

Eine regionale Marke?

Oetger und Radeberger haben keine Wurzeln in Frankfurt. Ein Zeichen, wie wenig wichtig ihnen der Standort ist, haben sie zuletzt mit ihrem Ausstieg als jahrzehntelanger Hauptsponsor des Schweizer Straßenfestes deutlich gemacht.

Ob die Verwaltung auf Dauer bleibt, das lasse ich deswegen auch dahin gestellt. Sie wollten ja schließlich schon einmal weg.

Es ist ein absolut attraktives Grundstück, für jede Art Nutzung. Da muss nur das richtige Angebot kommen. Der Versuch planungsrechtlich die Industriefläche zu sichern ist gut, aber sie wird die Radeberger- Karawane nicht aufhalten.

Die Brautradition am Sachsenhäuser Berg fortsetzen

Mit dem Ende der Brauerei am Sachsenhäuser Berg würden eine hunderte Jahre währende Tradition, Arbeitsplätze und Heimat für viele Familien verschwinden und für mich ein Stück Kindheit. Wenn der typische Mälzereigeruch recht durchdringend über den Berg gewabert ist, wussten wir: es wird gebraut. Heimatgefühl.

Es hat aber in den letzten Jahren schon sehr viel weniger als früher nach Maische gerochen.

Wir haben ambitionierte Brauer*innen in der Stadt, auch außerhalb von BINDING. Vielleicht wagt ja jemand den Sprung. Oder es gibt ein Braukollektiv von mehreren Brauer*innen. Das sollte die Stadt und eine künftige OB fördern. Das fände ich großartig.

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