Januar 1, 2024

„Best Nine“ 2023? Schwierig.

Schicksalsschläge, Debatten und Ereignisse, die sprachlos machten

Die “Best Nine“ 2023 zu benennen, ist mir schwer gefallen. Es gab in den letzten Monaten eine solche Verdichtung von traurigen und schwierigen Ereignissen, dass alles andere zunächst überdeckt wurde.

Gerade liegt der erste Heiligabend hinter mir, den ich nicht zusammen mit meinem Bruder verbringen konnte. Nach monatelanger Betreuung infolge eines sehr schweren Schlaganfalls im Januar musste ich mich von ihm am 7. November für immer verabschieden. Wir waren uns nahe, gerade in den vergangenen Monaten.

Das war auch der Grund für ein Jahr Funkstille in diesem Blog.

Aufregung über Migration und das, was im Keller vor sich geht.

Dabei gab es leider viele Anlässe sich aufzuregen zu verzweifeln und sich weiter heftig zu engagieren. Ein Wahnsinn für mich, wie interessierte Kreise, Teile der Regierung und Leitmedien die Debatte um Migration und das Heizungsgesetz hochgezogen, befeuert und verunsachlicht haben. 
Klar gibt und gab es bei beiden Themen Handlungsbedarf. Aber dass auf einmal die Migration das Nr. 1 Problem aller Deutschen geworden sein soll? Ein Meisterwerk der Manipulation für mich. 

In den Großstädten sind Menschen mit Migrationsgeschichte Nachbar*innen, Mitschüler*innen, Kommilitonen, Arbeitskolleginnen, Chefärzt*innen, Pflegekräfte, Dienstleister*innen, Künstler*innen, Handwerker*innen, Ehemänner, Freundinnen, Gastronom*innen, Oberbürgermeister, Putzhilfen. Sie sind wir.

Ein wirkliches Problem stellt es für mich dar, dass man -in Verweigerung der Anerkennung, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist- die Formulierung von unstreitigen Schwierigkeiten den Rassist*innen überlassen und kein positives, aber stringent realistisches Grundverständnis zum Thema entwickelt hat. Die USA sind nicht immer ein Vorbild. Aber jede*r weiß dort, was erwartet wird und was man sich nicht erlauben darf, wenn man ein US Citizen werden will.

Immerhin hat die Ampel das Thema Beschäftigung nach Jahren des Nichtstuns der Vorgängerregierungen neu geregelt, der europäische Asylkompromiss steht unmittelbar bevor.

Was ich mir wünsche: endlich das BaMF so umbauen, dass es eines modernen Einwanderungslandes würdig ist: Digital auf neuestem Stand, kompromisslos effektiv und pragmatisch, human und flexibel. Bitte. 

Und dann die Heizungsdebatte..

Wow! In einem Land, in dem über 50% der Menschen in Mietwohnungen leben (Spitzenwert in Europa), gibt es schlagartig so viele Heizungs-und Energieexpert*innen wie Fußballtrainer*innen. Jede Wette: würde man noch heute eine Umfrage starten, wüsste kaum einer der Mieter*innen und längst nicht alle Wohnungseigentümer*innen, was da bei ihnen im Keller steht und für warme Füße sorgt. Der Heizungssektor ist immerhin der klimarelevanteste Sektor. Wo sind die investigativen Journalist*innen, die fragen, wer genau was triggert? Qui bono?

Erschütterung über Beeri

Das Wissen über das unmenschliche Massaker im Kibbuz Beeri trage ich wie einen Stein mit mir herum. Nicht nur die deutsche Verantwortung, die fortdauernden Folgen für Israel, Gaza und die gesellschaftliche  Situation in Deutschland belasten mich sehr. Für meine politische Sozialisation war das Massaker von My Lai mit prägend. Amerikanische Soldaten brannten am 16. März 1968 die Hütten der Bewohner des vietnamesischen Dorfes nieder und töteten in nur vier Stunden mehr als 500 Menschen. Männer oder Frauen, Kinder oder Greise – die Soldaten metzelten alle nieder. Eine gewaltige Protestbewegung in vielen Teilen der Welt war die Reaktion. Ich verstehe gut, dass viele Jüdinnen und Juden eine vergleichbare Reaktion auf Beeri schmerzlich vermissen. Die sichtbarere politische Bewegung hat sich auf der Seite der Terroristen formiert.

Diese persönlichen und politischen Ereignisse gaben für mich 2023 den Ton an.

Was gut war

Man kann das permanente Fotografieren und die Selbstdarstellung verfluchen, mich erinnert es in diesem Jahr daran, dass es auch wieder schöne, inspirierende Momente mit zugewandten Menschen und auch Erfolge gab.

Sex, Liebe, Menschenrechte

Die Arbeit als Vorständin von pro familia Frankfurt ist beides, inspirierend und erfolgreich.

Gleich im Januar konnte ich mit Noreen von Schwanenflug, der 2. Vorsitzenden, bei Richterinnen des Frankfurter Landgerichts und Staatsanwältinnen die Arbeit von pro familia darstellen und für die Vergabe von Aufwänden (Bußgeldern) an unseren Verein werben. Eine erste ordentliche Summe ist inzwischen eingegangen.

Leider war es auch wieder erforderlich gegen die Fundamentalisten mit ihren sogenannten Mahnwachen vor pro familia vorzugehen. Erfreulich ist: wir haben inzwischen Unterstützung, auch von der Presse, sind nicht allein mit dem Psychoterror.

Ein Highlight war das nachgeholte 60. Jubiläumsfest mit Kooperationspartner*innen, Mitarbeitenden, Mitgliedern und tollen Gästen aus Politik, Wissenschaft und Kultur (Fotos Bernd Kammerer). Es war für alle pro familia – Aktiven und auch ehemalige Mitarbeitende eine große Freude hier die Anerkennung für die Arbeit und das Engagement von so vielen Seiten zu erfahren. Zum guten Ende hat es am 30.12. dann noch einen schönen Artikel über unsere vielseitige Arbeit in der FR gebracht.

Ein hoffnungsvoller Jahresbeginn

Begonnen hat das Jahr mit dem OB Wahlkampf für Manuela Rottmann.

Nach der erfolgreichen Abwahl von Feldmann blieb leider offenbar zu wenig Zeit genügend Frankfurter*innen mit Manuela Rottmann zusammenzubringen.

Ich bin überzeugt, dass sie die richtige, die bessere Wahl für Frankfurt gewesen war. Mit ihrer Klugheit und Erfahrung und dem kritischen und gleichwohl liebevollen Blick von außen, hätte sie unserer schönen Stadt mit ihren vielen unbearbeiteten Potenzialen und Problemen sehr gut getan.
Wie man bei Direktwahlen, ohne sich völlig populistisch zu verbiegen, erreichen kann, dass kompetente Frauen die Stadtspitze erklimmen, diese Nuss bleibt jedenfalls noch zu knacken. Der Wahlkampf war anstrengend, auch emotional, aber sooo spannend. Für Manuela habe ich das sowieso sehr gern gemacht. Eine Ehre warˋs.

Danke Manuela.

Was Kraft gab

+ Bio-Höfe- Tour mit der Bürger AG in den kargen Vogelsberg zu Moritz Schäfer und seiner Familie und seinen Demeter Hof Schwalmtal. Neues Wissen u.a. über den Anbau der wertvollen Leguminosen (schlagt es nach) und Auswirkungen des Klimawandels für die ökologische Milchviehhaltung: in den auch hier viel zu heißen Sommern bleiben die Tiere tagsüber im belüfteten Stall und kommen erst abends auf die Weide. Die Bürger AG verkauft ab 1.1. 2023 übrigens auch wieder Aktien! Macht doch mit!

+ Seit mehr als 10 Jahren mit dem Grünen Team beim Suppenfest in Niederrad dabei. Das gemeinsame Kochen und die Freude der Menschen an der Suppe machen großen Spaß.

+ Wiederwahl als Vizepräsidentin des Roten Kreuzes Frankfurt. Sehr gern helfe ich denen, die so kompetent helfen. Und auf Achim Vandreike, der mich zum DRK geholt hat, folgt jetzt nach über 25 Jahren im Vorsitz Dr. Walter Seubert, den ich sehr aus der gemeinsamen Zeit als Stadtverordnete schätze. Super für das DRK Frankfurt!

+ Engagement gegen Gewalt am Frauen und Mädchen: 10 Jahre Medizinische Akutversorgung nach Vergewaltigung und stabiles Netzwerk Nein zu Gewalt zur Vorbereitung des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen. Vom aba bis Zonta, alle zusammen, in diesem Jahr im Kampf gegen FEMIZIDE.

+ Kleine Auszeiten und Alba, die es doch tatsächlich schon wieder in die Zeitung geschafft hatte.

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