April 18, 2022

Alles Gute und viel Erfolg, Lisa Paus.

Die Alleinerziehenden und ihre Kinder bauen auf dich.

Der Rücktritt von Anne Spiegel bewegt mich und ich bedauere, dass es dazu kam. 

Vielleicht ist es aber auch eine Chance, wenn jetzt eine Finanzpolitikerin Frauen- und Familienministerin ist. 

Die Verteilungskämpfe in der Regierung werden durch Pandemie und Krieg noch härter sein. Da sind Zahlensicherheit und Erfahrungen mit dem Berliner Apparat sicher von Vorteil.

Kindergrundsicherung

Die bürokratiefreie Bündelung aller Familienleistungen und die Schaffung der Kindergrundsicherung sind meiner Meinung nach die mit Abstand wichtigsten sozialpolitischen Reformen. Sie müssen in dieser Wahlperiode endlich unumkehrbar eingeführt werden.

Die verbreitete Kinderarmut und Altersarmut von Frauen sind ein Skandal in Deutschland. Seit Jahrzehnten belegen Studien, dass Alleinerziehende und ihre Kinder in Deutschland das höchste Armutsrisiko haben. 90 % der Alleinerziehenden sind Frauen. Der Anteil der Einelternfamilien beträgt in Frankfurt z.B. 24%! In 2017 hatte ich deswegen mit den Grünen im Römer hierzu einen Grundsatzbeschluss auf den Weg gebracht. Anstoß gab eine Veranstaltung der Heinrich Böll Stiftung, die Studienergebnisse der Johann -Wolfgang- Goethe Uni und die Worldvision Kinderstudie präsentierte.
Die Anforderungen an die Kommune hatten wir von den Grünen im Römer mit Betroffenen und deren NGOs ( VAMV, ZAM) entwickelt. Eine Mehrheit für die daraus abgeleiteten Maßnahmen fand sich leider in der damaligen Römer-Koa nicht. Allerdings konnten ein paar Maßnahmen über Haushaltsanträge realisiert werden. (Total schön: der von Leonore Poth gezeichnete Trickfilm zur Verbesserung des Ansehens von Alleinerziehenden https://vimeo.com/517064726?embedded=true&source=vimeo_logo&owner=116940575#at=1)

Eine zentrale Forderung der Betroffenen richtete sich aber auch an den Bund: die Einführung einer Kindergrundsicherung. Deswegen ruhen große Hoffnungen auf der Ampel und auf Lisa Paus.

Dilemmata und was dabei helfen kann

Noch ein paar Gedanken zu Anne Spiegel: 

Nein, der Urlaub war meiner Meinung nach kein Fehler.

Fehlerhaft war der Umgang und die Kommunikation vor und während der Flut damit. Fatal waren die falschen Aussagen und die letzte sehr persönliche Erklärung vor der Presse dazu.

Ich habe sehr großes Mitgefühl für Anne Spiegel. Ich weiß leider, wie es ist, wenn der Ehemann so erkrankt ist und nicht belastet werden kann. Und dazu vier Kleinkinder im Lockdown!  Eine persönliche Katastrophe parallel zur Ahrtal- Katastrophe! 

Die Entscheidung für die Familie war für mich grundsätzlich richtig- aber der Umgang damit leider schlecht, ja mehr als problematisch.

Frauen mit Familie in Führungspositionen kommen allerdings immer wieder in solche Dilemmata.

Und was dann auch nicht untypisch ist: offenbar kein gutes Netzwerk, kein Support, weder privat noch politisch. Denn wer steckt um alles in der Welt solche Chats durch! Das ist doch unfassbar!

Was die Geschichte von Anne Spiegel erneut verdeutlicht: 

Um als Frau in Spitzenpositionen nicht nur in der Politik, erst recht mit Kindern, gut bestehen zu können, braucht frau einen sehr guten Freundeskreis innerhalb und außerhalb der Partei, eine stabile Familiensituation, familiäre Unterstützung, Eltern, Geschwister…

Anne Spiegel hat auf mich so furchtbar allein gewirkt. 

Aber man muss sich auch die Fähigkeit erhalten, im größten Stress auf den Rat aus dem Netzwerk zu hören, auch wenn man keine guten, wohlmeinenden Ratschläge mehr hören möchte. Das ist nicht einfach, wird häufig als Bevormundung, als „Reinreden“ wahrgenommen.

Deswegen sollte sich frau zusätzlich einen persönlichen Coach leisten.

Der professionelle wohlmeinende Blick von außen ist sehr hilfreich und es fällt meist leichter diese Ratschläge anzunehmen.

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