Mai 4, 2022

29.03.2012 Nachhaltiges Gewerbegebiet

Frau Stadtverordnetenvorsteherin,

sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

 

Mit der Entwicklung oder der Konversion eines bestehenden Gewerbegebietes zu einem nachhaltigen Gewerbegebiet begeben wir uns auf Neuland. Deswegen sind die einen oder anderen Fragestellungen und Bemerkungen, die bisher im Plenum dazu erfolgt sind, vielleicht auch ein Stück weit nachvollziehbar. Deswegen möchte ich Ihnen ein paar konkrete Vorstellungen davon geben.

 

Stellen Sie sich ein innerstädtisches Gewerbegebiet vor, in dem zum Beispiel durch die Abkühlung der Fläche über die Begrünung von Schneisen, Brachen und Dächern die Unternehmen durch konkurrenzlos niedrigen Energieverbrauch besonders wettbewerbsfähig werden oder die mit Solarpanel bestückten Flachdächer eines Baumarktes das Rechenzentrum eines Unternehmens für Ökoauditierung betreiben, die Flächen für ruhenden Verkehr, zum Beispiel durch Pendlerbörsen und Radverkehrsförderung reduziert und dem eigentlichen Gewerbe zugeschlagen werden konnten, der Zuliefererverkehr durch Koordination um ein Drittel reduziert und billiger gemacht werden konnte, die Unternehmen sich regelmäßig mit Experten treffen, um Know-how in der Abfall- und Wasserbewirtschaftung auszutauschen, eine gemeinsame Betriebs-Kita und Projektbewerbung geplant werden, andere Gewerbetreibende im Bereich der Umwelttechnologie Ansiedlungsmöglichkeiten nachfragen oder Stadtplaner neue Kanten und Durchwegungen entwickeln, dann haben Sie vielleicht in etwa eine Vorstellung, was für eine Dynamik, was für ein Innovationsschub zum Beispiel die Konversion eines bestehenden Gewerbegebietes für die Unternehmen, aber auch für die Stadtentwicklung bedeuten kann.

 

(Beifall)

 

Es sind keine Hirngespinste, darauf hat Frau Loizides auch schon hingewiesen. In Nordrhein-Westfalen wurde dies im Jahr 2003 erstmals initiiert. 2004 wurde es auf die Schiene gesetzt und im Jahr 2010 unter wissenschaftlicher Begleitung erstmals durchweg positiv für alle Beteiligten bilanziert. Die Aufheizung des Stadtklimas, der Flächenmangel und steigende Energiepreise verlangen gerade in Frankfurt nach diesem nächsten Schritt einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Frankfurt am Main bietet für ein solches Vorhaben die besten Voraussetzungen. Die Stadt hat sich selbst zum Ziel gesetzt, dem Klimawandel entgegenzutreten und stellt sich mit dem Wettbewerb zur Green City auch der externen Bewertung. Frankfurt hat aber auch das Know-how und die Expertinnen und Experten in den städtischen Ämtern. Frau Tafel-Stein, die beraten schon längst die Unternehmen, darauf müssen sie nicht hingewiesen werden. An den Hochschulen und an der Fachhochschule sind genau zu diesem Thema Lehrstühle eingerichtet worden, das ergibt eine absolute Laborsituation.

 

Was ich für noch viel wichtiger halte ist, dass Frankfurt die Unternehmen, die Kunden und die Investoren hat. Frankfurt hat Investoren, die offen für nachhaltiges wirtschaften sind und auch wirtschaftlich dazu in der Lage sind, in diese Zukunft zu investieren. Wir haben dafür in Frankfurt schon sehr viele Beispiele.

 

(Beifall)

 

Mit dem Antrag NR 248 wird der Magistrat beauftragt, Rahmenbedingungen zu schaffen, zu beraten und zu unterstützen, so wie es zum Beispiel in der Kreativbranche oder im Biotechbereich erfolgreich gelungen ist. Wir haben in Frankfurt bereits Unternehmen – es gibt immer wieder die Frage, wo es denn losgeht -, die in dieser Branche tätig sind und beraten. Wir haben Handwerker, die aufgrund der Nachfrage hier vor Ort auf Umwelttechnologie spezialisiert sind. Wir haben als antragstellende Fraktionen auch Vertrauen in unsere Wirtschafts- und Planungsdezernenten, dass sie diesen Auftrag ernst nehmen, mit den Firmen sprechen und mit diesen die Voraussetzungen abschätzen, an welcher Stelle ein solches Modell erstmals getestet werden könnte.

 

Die Besorgnis, die in dem Antrag der FDP zum Ausdruck kommt, dass hier von oben herab zulasten und auf Kosten der Unternehmen agiert werden soll, ist völlig fehl am Platz. Ein nachhaltiges Gewerbegebiet ist kein Naherholungsgebiet und auch keines, das Restriktion und bürokratische Hürden auferlegt oder Unternehmen behindert. Ganz im Gegenteil, es ist ein Gebiet, in dem Unternehmen die Chance erhalten, Innovationen zu entwickeln, vernetzt zu planen und zu arbeiten, sich zukunftsfähig zu machen und sogar neue Unternehmen und Arbeitsplätze anzieht, vielleicht sogar einen neuen Cluster entstehen lässt und die Diversität des Wirtschaftsstandortes Frankfurt am Main stärkt. Ein Gebiet eben, in dem Arbeitsplätze geschaffen, gesichert und mit grünen Ideen schwarze Zahlen geschrieben werden.

 

Vielen Dank!

 

(Beifall)