Mai 4, 2022

16.10.2014 Rennbahngelände DFB Akademie

Herr Stadtverordnetenvorsteher,

sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

 

Im März hat der Magistrat die Stadtverordnetenversammlung und die Öffentlichkeit mit der Nachricht überrascht, dass mit dem DFB ein Vorvertrag zur Ansiedlung der DFB-Akademie auf einem Teil des Rennbahngeländes in Niederrad geschlossen wurde. Die Fraktionen von CDU und GRÜNEN haben dieses Vorhaben ausdrücklich begrüßt und einen entsprechenden Antrag, er wurde hier schon erläutert, auf den Weg gebracht. Nach anfänglicher Begeisterung wurde das Projekt in den letzten Wochen zunehmend mit Kritik und Widerständen konfrontiert. Transparenz und Kommunikation wurden bemängelt. Es ist grundsätzlich besser, wenn im Vorfeld informiert wird und Bedenken aufgenommen werden. Aber man muss im Lichte des vielfach unsachlichen Charakters der Debatte sagen, dass dann der Deal wohl nicht zustande gekommen wäre. Dann hätte es auch nicht weniger Kritik gegeben.

 

Wir können doch alle, und das wurde auch von Herrn Frank schon angesprochen, die Schlagzeilen vor uns sehen: Frankfurt nur noch zweitklassig; Magistrat unfähig, eine Fläche für DFB-Akademie zu finden; Rennbahn endgültig vor dem Aus; Stadt muss ausstehende Pacht abschreiben und die Kosten für das Gebäude tragen; was wird aus dem Rennbahngelände?

 

Das wären doch die Schlagzeilen gewesen. Nein, auch Kritiker sollten zugestehen, der Ball lag auf dem Elfmeterpunkt und der Magistrat hat ihn verwandelt.

 

(Beifall)

 

Für das Gelände wurde ein Pächter gefunden, der zuverlässig und langfristig für weit höhere Pachteinnahmen steht. Durch die kapitalisierte Erbpacht sind Mittel für die Rückabwicklung der bisherigen Nutzung und die Anlage eines großen öffentlichen Freizeitparks vorhanden. Ist das im öffentlichen Interesse? Ich denke schon.

 

(Beifall)

 

Manche arbeiten sich jetzt an der Frage ab, ob Alternativen ausreichend geprüft wurden. Mindestens Planungsausschussmitglieder sollten wissen, dass alle Ansiedlungen in unserer kleinen Stadt sich im Wettbewerb zur Wohnbebauung, Gewerbe- und Landschaftsschutz befinden. Da ist es doch nicht verfehlt, eine Fläche zu nehmen, die schon sportlich genutzt und gewidmet und bei der das Ende der derzeitigen Nutzung absehbar ist. Die FDP vergaloppiert sich hierbei meiner Meinung nach.

 

(Beifall)

 

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, dass der Rennklub, Rennklubbetreiber aus ganz Deutschland und der Golfklub sich wehren, war nicht anders zu erwarten, ist auch erst einmal legitim. Das gilt aber nicht für die Form und Inhalte der Kritik. Hier wird, wie es treffend beschrieben wurde, mit gezinkten Karten gespielt. Es ist auch bemerkenswert, dass von denen, die für den Galoppsport streiten, Tierschutz und Verbindung zum internationalen Wettgeschäft so gänzlich ausgeblendet werden. Für uns GRÜNE sind das relevante Sachverhalte.

 

(Beifall)

 

Auch 150 Jahre Tradition müssen sich daran messen lassen.

 

Aber auch Niederräder und Niederräderinnen, der Teil von ihnen, der sich öffentlich artikuliert, übt Kritik. Sie sind verärgert, weil sie sich nicht adäquat informiert und eingebunden fühlen. Sie sind verunsichert, weil Bedenken bestehen, was aus dem Gelände tatsächlich wird. Sie sind traurig, dass eine 150-jährige Tradition und ein Alleinstellungs- und Identifizierungsmerkmal des Stadtteils verschwindet, und auch ärgerlich, dass dieses Projekt so ein Tempo aufnimmt und andere, lang im Stadtteil gewünschte Maßnahmen scheinbar nicht mit demselben Nachdruck verfolgt werden. Wir müssen uns deshalb anstrengen, um noch vorhandene Informationsdefizite zu füllen, die Bevölkerung von den Vorteilen zu überzeugen und für eine aktive Beteiligung zu gewinnen. So verstehe ich auch den Antrag der SPD dazu. Wir müssen ihn aber dennoch ablehnen, weil wir keine falschen Erwartungen wecken wollen und auch Teile bereits beschlossen sind.

 

Die Erbpacht wird für das Gelände benötigt, und zum Beispiel für die Sanierung der Schwarzwaldstraße bekommt Niederrad mit dem DFB eine sehr mächtige Lobby. Für das bevorstehende Wettbewerbsverfahren betonen CDU und GRÜNE mit der NR 1041 die Notwendigkeit der stadträumlichen Integration. Die DFB-Planung soll sich in den Stadtteil einfügen.

 

Noch etwas zum Landschaftsschutz. Das Gelände liegt zum größeren Teil im Landschaftsschutzgebiet 1, der Bannwald im Landschaftsschutzgebiet 2. Es bildet zusammen mit dem Elli-Lucht-Park vom Stadtwald bis zum Main den sogenannten Südweststrahl als wichtigen Teil der Klimaanpassungsstrategie zur Abkühlung der Stadt. Derzeit sind 1,2 Hektar der Fläche durch insgesamt 22 Bauten und Anlagen versiegelt. Zusätzlich gibt es noch verdichtete Flächen durch Parkplätze. Sportanlagen sind im Landschaftsschutzgebiet 1 gestattet.

 

Für die Bebauung der DFB-Akademie ist eine Neuordnung des gesamten Areals vonnöten. Das ist auch mehr als sinnvoll. Um den Rennbetrieb weiterhin zu ermöglichen, wurden nicht nur finanzielle Zugeständnisse gemacht. Es wurden immer wieder Bauten zugelassen. Im Bannwald befindet sich zum Beispiel ein Trainingsgelände der Galopper. Jetzt werden im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens alle Fragen des Umwelt- und Landschaftsschutzes geklärt und transparent gemacht.

 

Kunstrasenplätze besitzen in der Tat keine herausragende ökologische Qualität. Im Vergleich zur derzeitigen Beschaffenheit wird das Gelände aber insgesamt aufgewertet. Golfplätze sind mit wenigen Ausnahmen ökologische Wüsten mit stark verdichteten Böden, in denen sogar die Regenwürmer mit Pestiziden bekämpft werden. Bei maximalem Ausbau wären von den 37 Hektar circa 1,8 Hektar versiegelt. Zugleich aber wird eine 18 Hektar große Fläche eine erhebliche ökologische Aufwertung erfahren. Es werden Bodendenkmäler und Biotope langfristig gesichert und der Grünzug bleibt erhalten. Ist das im öffentlichen Interesse? Ich denke ja.

 

(Beifall)

 

Der milliardenschwere DFB verdrängt Nischensportarten, heißt es. Okay, Menschen, die mit Fußball nichts anfangen können oder Fußballhasser sind, haben es in Deutschland wirklich schwer. Gerade deswegen haben sie das Recht auf ihre eigene Meinung. Aber selbst wenn einem der Fußball, insbesondere der Profifußball, nicht gefällt, kann man doch in der Stadt der Vielfalt nicht ignorieren, welche Integrationswirkung dieser Teamsport hat.

 

(Beifall)

 

Ein Teamsport, in dem es wirklich keine Rolle spielt, aus welchem Zuhause man kommt, ob man schwarz oder weiß ist und der mehr als alle anderen Sportarten auch mit einer sozialen Aufstiegshoffnung verbunden ist.

 

(Beifall)

 

Deswegen, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, stehen die Millionärsliga und der FC Mainfeld eben auch in einem inneren Zusammenhang. Als Götze zum FCB wechselte, haben die Grundschulbuben in Dortmund weinend den Namen aus dem Trikot geschnitten. Man kann kulturpessimistisch werden, wenn man nachfragt, wie viele Deutsche das Jahr des Mauerbaus kennen und wie viele die Weltmeisterjahre. Das sind die Tatsachen in unserem Land. Wenn die Stadtverordneten heute mit großer Mehrheit der Magistratsvorlage den Fortgang geben, dann bleiben, Herr Frank hatte es schon gesagt, aber auch mehr als zweihundert Arbeitsplätze, die Gewerbesteuereinnahmen und Steffi Jones in Frankfurt.

 

(Beifall)

 

Deswegen ist das ein guter Tag für Frankfurt.

 

(Beifall)