Mai 5, 2022

15.12.2016 Nachtbus Sexarbeit

Herr Stadtverordnetenvorsteher,

sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

liebe Frau Stilgenbauer!

 

Ohne Frage arbeiten die meisten Prostituierten unter prekären, ja menschenunwürdigen Bedingungen, nicht nur Frauen, nicht nur an der Theodor-Heuss-Allee und nicht nur im Winter.

 

(Beifall)

 

Ohne Frage gibt es großen Handlungsbedarf. Deswegen wurde in unserem Koalitionsvertrag unter anderem festgehalten, dass Zwangsprostitution verhindert und ein Mindestmaß an humanitären Standards, insbesondere in der Armutsprostitution, sichergestellt werden muss. Beratung, gerade auch die Ausstiegsberatung und Gesundheitsangebote sollen verbessert werden. Im Vertrag wurde außerdem festgehalten, dass dazu ein Fachbeirat aus Experten, Akteuren und Beteiligten installiert werden soll, der der Stadtverordnetenversammlung praxistaugliche Vorschläge unterbreitet. Denn auch mit den besten Absichten laufen wir sonst Gefahr, bei diesem speziellen Thema nicht wirklich zu helfen. Der Nachtbus ist dafür ein gutes Beispiel. Er wurde nicht nur aus wirtschaftlichen Erwägungen eingestellt, sondern auch, weil er sein ursprüngliches Ziel durch die veränderten Personengruppen nicht mehr erreicht hat. Auch muttersprachliche Beraterinnen haben daran nichts geändert. Der Bus war nur noch Café und Kondomstation. Es waren unter anderem die Fachleute von FIM und dem Frauenhaus, die jetzt und auch in anderen Bereichen mit einem Streetworking-Konzept unterwegs sind, die das Konzept infrage gestellt haben.

 

Inzwischen haben die Prostituierten zu den Beraterinnen Vertrauen gefasst, und im geschützten Raum des Pkw von FIM ohne weitere Zeugen sprechen die Frauen auch. Auch Handwärmer und Tee werden zum Beispiel angeboten. Aktuell ist es nach dem Bericht von FIM so, dass sich die Anzahl der Prostituierten beim Absinken der Temperaturen um den Gefrierpunkt drastisch um mehr als die Hälfte reduziert hat. Wollen wir das mit einem Aufwärmangebot ändern? Doch wahrscheinlich nicht. Wir wollen die Prostituierten schützen und nicht die Prostitution.

 

(Beifall)

 

Bei allem guten Willen, der dabei ist, lassen Sie uns stattdessen sehr schnell den Auftrag an den Magistrat geben und lassen Sie uns schnell die Voraussetzungen dafür schaffen, dass ein Fachbeirat tätig werden kann und dass wir praxistaugliche Hilfen anbieten können. Wenn in diesem Zusammenhang ein Angebot an der Theodor-Heuss-Allee für sinnvoll erachtet wird, sind wir die Letzten, die sich dem entgegenstellen.

 

Danke schön!

 

(Beifall)