Fußgänger nach oben! Flashmob Hügelstraße

Fußgänger nach oben!

Flashmob an der U-Bahn-Unterführung Hügelstraße

Oben bleiben – beim Überqueren der Straßenkreuzung Hügelstraße/ Eschersheimer Landstraße – das ist nicht nur der einhellige Wunsch aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer des gut besuchten Flashmobs, aller befragten Passantinnen, sondern offenbar auch all derer, die man nach jedem U – Bahn – Eintreffen dabei beobachten kann, wie sie in lebensgefährlicher Weise die Absperrungen überklettern, um über die Straße zu kommen. Menschen, die mobilitätseingeschränkt sind oder einen Kinderwagen schieben, haben ohnehin keine andere Wahl als sich mühsam durch die verschiedenen Ampelphasen zu quälen, denn es gibt weder Rolltreppen, noch Fahrstuhl an der Unterführung und die Schienen sind mehr als halsbrecherisch.

Auch sichtbare Versuche die Akzeptanz dieser zugigen Untertunnelung durch Farbe zu erhöhen, ändern die Meinung der Anwesenden aus dem Stadtteil nicht:

Niemand geht hier freiwillig durch.

Eine fußgängerfreundliche Umgestaltung der Straßenkreuzung,der teilweise Rückbau der Autotrassenund z.B. grüne Rasengleise sind die richtigen Lösungen, um hier einen lebendigen, menschenfreundlichenund sicheren öffentlichen Ort entstehen zu lassen, zu diesem Ergebnis kommt die Stadtplanerin Beate Huf, Referentin dieses an der U – Bahn Unterführung Hügelstraße von der Grünen Ursula auf der Heide organisierten Flashmobs.

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Was ist das hier für ein Ort hier?“ so beginnt sie ihr Statement “Wie fühlt ihr euch? Ist das eine Fußgängerzone? Eine Kreuzung? Eine U-Bahn-Station? Ein überdachter Platz? Die Stadteilmitte?“

Leider ist es nichts von allem, da sind sich die TeilnehmerInnen einig.

Es ist ein unsäglich trostloser Ort: abwaschbare Wände, hässliche Treppen, Dreck, hastende Menschen, schnelle Deals oder Leere. Es soll ein reines Funktionsgebilde sein, aber es ist zutieftst unfunktionell: nichts erleichtert den Gang durch den Untergrund. Dauernd müssen Reinigungstrupps alles abwaschen, oft mit stinkenden Lösungsmitteln. Und obwohl sehr viele Menschen in näherer Umgebung wohnen, tausende von Menschen, die inzwischen 4 U -Bahnlinien nutzen und oben Läden vorhanden sind, ist es besonders zu späterer Stunde auch einer jener Unorte, an denen sich Frauen nicht sicher fühlen und Vermeidungsstrategien überlegen. Zwei jüngere Passantinnen wünschten sich z.B. Wachpersonal.

Da sich aber viele Frauen, die z.B. in der Krankenpflege, Gastronomie, Reinigungsbereich und am Flughafen arbeiten, nicht aussuchen können, wann sie welche Orte aufsuchen, ist es richtig, sich zu überlegen, wie solche Orte auch objektiv sicherer gestaltet werden können.

Eine Menge Vorschläge zur Verbesserung der Unterführung wurden gebracht, andere Beleuchtung, Beschallung mit Kinderlachen und Vogelgezwitscher, Gestaltungs/Graffity-Projekte mit Schulen, Klangtreppen wie in Stockholm, häufigere Reinigung, Toiletten, Livemusik, .. trotzdem sind sich am Ende alle einig, dass dies alles künstliche und letzten Endes unzulängliche Versuche sind, einem toten, falsch geplanten Raum Leben einzuhauchen.

Das Votum ist eindeutig: Fußgänger nach oben! Die barrierefreie, fußgängerfreundliche, sichere Umgestaltung der Kreuzung und eine Reduzierung der Fahrspuren ist die Lösung, die der Bedeutung dieses zentralen Ortes im Stadtteil gerecht wird. Und:  interessanter Weise wollen die TeilnehmerInnen und PassantInnen auch die U -Bahn weiter oben sehen und keineswegs in den Untergrund verbannen. Auto- Verkehrsaufkommen und fehlende Radspuren werden als größeres Problem gesehen.

Also den Tunnel aufschütten und zumachen?

Auch wenn manche TeilnehmerInnen Zweifel anmelden, ob irgendjemand Interesse haben könne, sich an diesem permanent zugigen und hässlichen Ort aufzuhalten, so fand doch der Vorschlag Anklang, diese Unterführung als Indoor-Areal für Jugendliche zur Verfügung zu stellen, zum Rollschuhlaufen z.B. und ein Konzept durch das nahegelegene Jugendbüro und die Jugendlichen aus dem Stadtteil erarbeiten zu lassen.

Auch bei diesem 3. Flashmob war es wieder erstaunlich, wie viele Ideen in nur einer halben Stunde eingebracht und beredet werden konnten. Ursula auf der Heide hat sich daher vorgenommen noch der Wahl in jedem Monat einen solchen Flashmob zu organisieren. Die ersten weiteren Orte dafür wurden ihr bereits benannt.